Hoch oben im nördlichsten Norwegen, wo der Schnee immer weiß und der Winterhimmel voller Sterne ist, lebte ein mutiges Rentier namens Ole. Ole war sehr stolz darauf, dass er seit kurzem gemeinsam mit sieben weiteren Rentieren den Schlitten des Weihnachtsmannes ziehen durfte, der jedes Jahr auf große Reise ging, um den Kindern ihre Geschenke zu bringen. An einem klaren, frostigen Dezemberabend, als der Schlitten hoch mit Geschenken beladen war, schnaubten die Rentiere voller Vorfreude. Santa Claus gab endlich das Zeichen. Es ging los.
Sie brachen von Himmelsporten auf, überflogen im Nu Finnland und Schweden, überall warfen sie Päckchen und Pakete ab, ließen goldene Nüsse durch Kamine in Strümpfe und auf Weihnachtsteller purzeln, flüchteten vor dem ein oder anderen Wachhund und wurden in Aarhus für ein UFO gehalten. Am Strand von Brunsnaes legten sie eine Pause ein. Ole gab zum Einstand eine Runde Küstennebel aus. Leicht beschwingt flogen sie weiter. Über Friesland, Niedersachsen bis nach Nordrhein-Westfalen. Doch, oh weh, als sie über die verschneiten Wälder des Bergischen Landes sausten, musste Ole plötzlich niesen, und durch dieses kleine Missgeschick rutschte der Sack mit den Weihnachtspäckchen für die Kinder von Köln unbemerkt vom Schlitten und fiel in die Tiefe der verschneiten Landschaft.
Als sie nach Himmelsporten zurückkamen, überprüfte Santa Claus seine Abwurfliste und bemerkte verärgert, dass ein ganzer Geschenkesack nicht ausgeliefert worden war. Ole hatte ein derart schlechtes Gewissen, dass er sofort rief: ‚‚Kein Problem. Ich suche es! Ich bringe es nach Köln!” Ole machte sich sofort wieder auf den Weg, um den verlorenen Sack zu suchen. Er galoppierte, er raste, er flog so schnell wie er noch nie in seinem Rentierleben geflogen war. Seine Ohren vereisten, aber das war ihm egal. Er musste den Sack finden. Er erinnerte sich ganz genau, dass hinter Ennepetal, kurz vor Rüggeberg ein Eiskristall in sein linkes Nasenloch geraten war. Hier hatte er geniest. Hier musste das Päckchen sein. Ole landete auf einer verschneiten Lichtung mitten im Wald. Jetzt war es Zeit, seine kleine Freundin Astrid zu befreien, die er in einer Bauchtasche mit sich trug. Astrid war ein Wiesel und eine äußerst begabte Spurenleserin.
Nachdem sie Stunden über Stunden durch den Wald gelaufen waren, und Ole fast am Ende seiner Kräfte war, quiekte Astrid plötzlich: ‚‚Da! Ole, schau! Das Loch. Da schaut ein Schleifenband raus.” Astrid krabbelte in das Loch. Vorsichtshalber befestigte Ole sie an einer Leine, damit er sie im Notfall zurückziehen konnte. Doch das erwies sich als unnötig. Astrid war gerade im Loch verschwunden, da öffnete sich knarrend eine Pforte, die in einem hohlen Baum verborgen war. ‚‚Schönen Tag, werter Renherr, schönsten Tag, werte Wieselin!” krächzte es unter einem großen moosgrünen Hut hervor. ‚‚Ich weiß, wie ein laufender Hut ich ausseh‘. In Wahrheit der Zwerg Gybimor ich bin.” Unter der Hutkrämpe funkelten zwei schwarze Augen hervor. ‚‚Euren Sack ich Euch geb‘, wenn ihr mir helft zu lösen ein uraltes Rätsel, das meine Urgroßmutter vor langer Zeit mir aufgab.”
Im Winter bin ich geboren,
doch kalt ist’s
mir nie,
In meinem Herzen birgt sich
die Wärme der
Magie.
Ich reise weit,
aber Füße gehen dabei
nicht.
Die Stimme schweigt,
denn meine Botschaft
ist das Licht.
Ich komme in der Nacht,
aber Angst bring’
ich keine,
Denn bin ich da,
leuchten Augen so reine.
Sucht mich dort,
wo Sterne den Himmel
küssen,
Und das Glück werdet ihr
niemals vermissen.
Helfen Sie Ole und Astrid das Rätsel zu lösen, damit sie den Kindern in Köln noch rechtzeitig zu Weihnachten ihre Geschenke bringen können.